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Rede zur Silentium-Nachfolge – Stadtverordnetenversammlung vom 28.09.2020

Meine Damen und Herren,

es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass wir hier über Gaststätten-Konzepte befinden dürfen. Ist ja auch in einer freien Marktwirtschaft nicht gerade unser Bier.

Hier ist es anders. Es handelt es sich um die Verpachtung einer städtischen Immobilie. Also hat die Stadt die Möglichkeit, ich würde sagen die Verpflichtung ihre auferlegten Lenkungs- und Gestaltungsaufgaben wahrzunehmen.

Und genau das vermissen wir Grüne bereits in der Ausschreibung. Genau hier liegt schon der Hund begraben! Zitat: „Gesucht wird „EIN“ Partner für den zukünftigen Betrieb der Stadthalle Schlüchtern als multifunktionale Einrichtung.“

„Gefordert werden: Eine Konzeptskizze Ein Businessplan und Referenzen.“

Matthias Möller sagte uns, dass er in Gesprächen mit Bürgermeistern erfahren musste, dass Stadthallenrestaurants nie laufen. Das bestätigt auch Alexander Klüh, FDP, der in diesem Bereich auch beratend tätig ist, wie er sagt.

Wenn man das also weiß und hier in Schlüchtern ebenfalls diese Erfahrung gemacht hat, inzwischen mehrfach! Dann frage ich mich, warum sucht man dann wieder öffentlich nach genau diesem Gastronomie-Konzept, das augenscheinlich nirgendwo funktioniert?

Dann darf man sich auch nicht wundern, dass nur zwei Bewerbungen eingegangen sind! Und das hat dann auch überhaupt nichts mit den „schwierigen Coronazeiten” zu tun!

Übrigens zeigen beide Bewerber kein Interesse hauptamtlich und täglich auch für die Stadthallenbewirtung der Vereine zuständig zu sein. Exakt das, was inzwischen auch von der Stadt angestrebt wird.

Unsere Schlussfolgerung daraus: Die formulierte Aufgabenstellung der Stadt war einfach die falsche!

Aus dieser Not will man jetzt aus den beiden eingegangenen Bewerbungen zwei getrennte Konzepte unter ein Dach bringen. – Und erklärt dieses Konstrukt simpel zu einem zukunftsfähigen Konzept.

Mit der eigentlichen, öffentlichen Ausschreibung hat das inzwischen nichts mehr zu tun. Und dieses Vorgehen kritisieren wir. Man hat es sich an dieser Stelle viel zu leicht gemacht.

Aufgabe der Stadt wäre es gewesen, ihre Lenkungs- und Steuerungsaufgabe ernst zu nehmen und das bestmögliche Konzept für eine Bereicherung unserer gastronomischen Infrastruktur auszuschreiben und mit dem Ambiente am Schlösschen zu wuchern!

So erhält man kein “Mehr vom Gleichen“, sondern ein „Mehr an Vielfalt“ und gastronomische Abwechslung für die Stadt.

Mit einem der beiden neuen Pächtern scheint das gelungen. Raffinierte, hessische Küche aus regionalen Produkten für jeden Geldbeutel, mit einem Biergarten im Parkgelände. Das klingt nach einem frischen Konzept für die Innenstadt.

Beim zweiten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht: Es mangelt in Schlüchterns Innenstadt wahrhaftig nicht an Bäckereien und auch nicht an Cafes. Im Gegenteil, hier haben wir sogar eine qualitativ sehr gute Struktur vorzuweisen!

Und daran wird es übrigens auch in Zukunft nicht mangeln! Im neuen Kreissparkassenareal wird im Innenhof ein einladendes Cafe mit Außenanlage entstehen. Dieses wird gleichzeitig mit dem neuen Kultur- und Begegnungszentrum, nur einen Steinwurf entfernt, seinen Betrieb aufnehmen. Auch am neuen Normagelände wird eine weiter Bäckerei mit schickem Cafe, wie es heißt, entstehen.

Diese Faktoren sind der Stadt bestens bekannt und dennoch hat man die Chance, Neues, Anderes und mehr Vielfalt für diesen exponierten Ort mit seiner einzigartigen Kulisse mit Schlösschen und Schloss-Park in der Ausschreibung nicht genutzt!

Dazu kommt, dass wir für die Nutzung des nun getrennt zu betreibenden unteren Teils der Restaurantfläche bis heute auf die angekündigten, erhellenden und überzeugenden Projektskizzen oder einen Businessplan vergeblich warten.

Wir Grüne bleiben dabei: Die Bürgerinnen und Bürger und die Stadt haben (nicht nur in der Neuen Mitte!) auch an dieser Stelle neues Denken verdient.

Wir werden dem Antrag deshalb in dieser Form nicht zustimmen.

 

Gerd Neumann, 28.09.2020